Auch (und vielleicht gerade) wenn das Netzwerk, das sich jetzt schon zum fünften Mal unter dem Titel „Kirchenumnutzung“ traf, noch eifrig nach einem passenden Namen sucht: Hier treffen sich regelmäßig Menschen aus Forschung und Praxis, um über den jeweiligen fachlichen Gartenzaun hinweg über Kirchenbau zu diskutieren. Und genau das tut aktuell Not, denn – wie sich beim letzten digitalen Treffen am 18. April 2024 wieder zeigte – jede:r weiß etwas, was den anderen weiterhilft. Unter dem großen Thema, welche Förderungen es für Kirchenbauten gibt, waren unter der Moderation von Dr. Kerstin Menzel (Uni Leipzig) und Apl. Prof. Dr. Stefanie Lieb (Uni Köln) gleich drei Referierende geladen.
Zu Beginn beleuchtete Tobias Flessenkemper – Vorstandsvorsitzender beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. – Förderangebote für Kirche(n) aus europäischer Perspektive. Dabei nahm er den Anflug bewusst nicht beim Geld, sondern bei der grundlegenderen Frage: Wie reagieren Menschen, die selbst keine engere Bindung an die Institution Kirche mehr haben, wenn ein Kirchenabriss droht? Eine Frage, die sich mit dem Trend zur Säkularisierung, mit dem Herausrücken von Kirche aus dem politischen Gefüge, immer häufiger stellt, vor allem für Kirchen der Nachkriegszeit. Dem hielt Flessenkemper entgegen, dass Kirchen eben nicht den Kirchen (alleine) gehören, denn sie wurden gemeinschaftlich errichtet und erwirtschaftet. Das Alleinstellungsmerkmal von Kirche, u. a. ihre schiere, kommerziell unvernünftige Größe, gelte es gemeinsam mit den lokalen Akteur:innen zu erhalten. Vor einem europäischen Horizont verstand Flessenkemper Kirchen als transnationale Räume. Entsprechend zielen EU-Förderprogramme weniger auf die Bauten, sondern vielmehr auf Initiativen zum Erhalt, zur lebendigen Nutzung dieser Räume. Könnte ein Manifest, eine Stiftung für (bedrohte) Kirchen helfen? Hier wurde in der folgenden Diskussion klar, dass das Stiftungskapital nicht von Kirche allein erbracht werden könnte.
Im zweiten Impulsreferat legte Katrin Tauber – Baureferentin bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Mitglied im Sprecherkreis der Bauamtsleitenden und in der AG Zukunft Kirche Denkmal beim DNK (Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz) – den Schwerpunkt auf Fördermöglichkeiten innerhalb von Deutschland. Ausgehend von den Erfahrungen und Bestrebungen in ihrer Landeskirche schlüsselte sie auf, dass hier die Baufinanzierung für eine Maßnahme in der Regel rund 30 Prozent Fördermittel (z. B. aus Stiftungen) enthält. Diese wiederum verteilen sich demnach, um nur die größeren Posten zu nennen, zu 20 Prozent auf Fachförderung der Denkmalpflege, zu 14 Prozent auf Landes- und Bundessonderprogramme zur Denkmalpflege, zu 22 Prozent auf Sonderprogramme der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie zu 21 Prozent auf LEADER-Mittel der EU. Als Schlüsselfiguren vor Ort beschrieb Tauber die Baupfleger:innen, die wiederum bei der Antragstellung auf die lokale politische Unterstützung angewiesen sind. Oft hapere es schon daran, das passende Programm zu kennen, den Antrag und die Co-Finanzierung gut abwickeln zu können.
Catharina Hasenclever von der Stiftung KiBa (Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland, www.stiftung-kiba.de) erläutert uns die Aufgabe und das Potenzial von Kirchenstiftungen am Beispiel der Stiftung KiBa. Diese wurde 1997 von der EKD als Förderstiftung für Dach und Fach (Bauunterhalt) gegründet, wende sich daher exklusiv an evangelische Gemeinden. Jährlich stehen demnach pro Objekt selten mehr als 15.000 Euro zur Verfügung, die digital jeweils bis zum 30. Juni beantragt werden können. Unterstützt wird das kleine KiBa-Team durch ehrenamtliche Regionalbeauftragte. Eine KiBa-Förderung sollte, so die Hoffnung, weitere Förderungen nach sich zu ziehen. Im Mittelpunkt stehe die lebendige Nutzung, die neben der klassischen Rolle in Gottesdienst und Gemeindearbeit auch eine Um-/Weiternutzung umfassen kann. Über die KiBa hinaus verwies Hasenclever auf Stiftungen wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Lotto/Toto, Sparkassen-Stiftungen u. v. m. In der folgenden Diskussion wurde der Blick von den Gemeindekirchen geweitet hin zu Klöstern und Kapellen in Tagungshäusern oder Krankenhäusern.
Die drei Impulsbeiträge wurden immer wieder durch die Möglichkeit aufgelockert, sich in virtuellen Räumen frei zu treffen und auszutauschen. Auch zum Abschluss konnten die gewonnenen Eindrücke an virtuellen Stehtischen diskutiert und mitgebrachte Themen vertieft werden. Die Frage der Namensgebung für das Netzwerk spielte eine tragende Rolle, aber dazu beim nächsten Treffen mehr.
Ideen zum neuen Netzwerknamen
• Netzwerk Weiterentwicklung sakraler Räume (aus vorhergehenden Überlegungen)
• Netzwerk Wandel sakraler Räume (aus vorhergehenden Überlegungen)
• Netzwerk Zukunft Kirchenraum/-räume
• Zukunft Kirchenraum/-räume – ein Netzwerk
• Netzwerk Transformation Kirchenraum (Netzwerk TRAKI/aus anschließenden Überlegungen)
• Netzwerk Kirchenraum Zukunft (aus anschließenden Überlegungen)
Einige der Vorschläge sind zu nah am Namen des bereits existierenden Projekts „Zukunft Kirchen Räume NRW“ - wir suchen weiter und freuen uns über Anregungen und Vorschläge.