Thesen
1. Europas Städte und Landschaften sind durch die Sakralbauten geprägt. Sie dienen als Raummarken und Orientierungspunkte und haben oft eine identitätsstützende Funktion im Sozialraum.
2. Die Funktionen der Orientierung und der Identitäts-Unterstützung üben Kirchen trotz ihrer Bindung an bestimmte Konfessionen konfessionsübergreifend und auch religionsübergreifend aus. Daraus ergibt sich eine Verantwortung der Träger für deren Bestand auch über die bisherige Nutzung hinaus.
3. Eine Verringerung des Bestands an Sakralraumimmobilien ist aus verschiedenen Gründen unvermeidlich. Das Ausdünnen der Sakralbaulandschaft darf aber nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern muss in ökumenischer Verantwortung mit dem Ziel der Bewahrung einer ausreichenden Präsenz geschehen.
4. Die gemeinsame Nutzung von Sakralgebäuden ist nicht als Notlösung zu betrachten, sondern als Gebot der Stunde aus inneren und äußeren Beweggründen.
5. Die inneren Beweggründe für die gemeinsame Nutzung resultieren aus dem Stand der ökumenischen Bewegung, der zu konkreten Schritten vom Reden zum Handeln drängt: Was gemeinsam zu tun ist, muss auch geschehen.
6. Die äußeren Beweggründe für die gemeinsame Nutzung ergeben sich aus den Herausforderungen von Seiten der westlichen Gesellschaften, die speziell die beiden Kirchen betreffen. Nur wenn sie sich ihnen gemeinsam stellen, werden sie eine Zukunft haben.
7. Die Kirchengebäude können bei den Herausforderungen eine Schlüsselrolle spielen, wenn die Gemeinden sich nicht als ihre Besitzer, sondern als ihre Sachwalter verstehen, die sie als Hybridräume potenziell allen anbieten. Das führt sowohl zu einem neuen Verständnis von Sakralität als auch zu einer neuen Verortung von christlicher Gemeinde im Sozialraum.