Universität Bonn

Transformationslandschaften_DE

TRANSARA: Internationale Kooperation

Foto Mariateresa Giammetti. bnjpg.jpeg
Prof. Mariateresa Giammetti © Mariateresa Giammetti

Prof. Mariateresa Giammetti

Lehrstuhl für Architektur
Università degli studi di Napoli Federico II

English version below

Ausländische Fallstudien und internationale Vernetzung: ein Forschungsprojekt, das von der Fakultät für Architektur an der Universität Neapel und der Diözese von Neapel entwickelt wurde

Obwohl sich das Forschungsprojekt TRANSARA auf Aachen und Leipzig als primäre Untersuchungsgebiete konzentriert, gibt es auch andere Vergleichsobjekte und -projekte, die sich aus der Beteiligung an nationalen und internationalen Forschungs- und Praxisnetzwerken ergeben. Zu den internationalen Beziehungen gehört die laufende Zusammenarbeit mit Professor Mariateresa Giammetti von der Fakultät für Architektur der Universität Federico II in Neapel, Italien. Im Rahmen der gemeinsamen Aktivitäten wird die Frage gestellt, welche Rolle liturgische Räume (bezogen auf die italienischen und deutschen Fallstudien) in den Umnutzungsprozessen von verlassenen und/oder wenig genutzten Kirchen spielen, wie sie wahrgenommen werden und welches Potenzial sie bergen, um auch durch den Vergleich verschiedener Länder ein "Projekt liturgiewissenschaftlicher Kriterien" aufzuzeigen.

Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit zwischen dem Forschungsprogramm TRANSARA und der Universität Federico II ist die hier vorzustellende Studie aus der Forschungsarbeit hervorgegangen, die der Fachbereich Architektur der Universität Federico II von Neapel zum Thema der Wiederverwendung von verlassenen und untergenutzten Kirchen und Pfarreien in Abstimmung mit den von der Kirche von Neapel umgesetzten Strategien zur Kirchenerneuerung durchführt. Zu diesem Thema bietet der Fachbereich Architektur auch zahlreiche Lehr-, Forschungs- und Drittmittelprojekte an. Im Folgenden werden zwei Projekte vorgestellt: das strategische Projekt für die Wiederverwendung des religiösen Erbes der Pfarreien im Sanità-Viertel in Neapel und das strategische Projekt für die Aufwertung des religiösen Kulturerbes der Pfarreien, Basiliken und monumentalen Kirchen im alten Zentrum von Neapel, das in das neue Projekt “Museo Diocesano Diffuso” eingebunden ist.

Transformationslandschaften | Napoli


Die erste Fallstudie befindet sich in einem der zentralen Viertel Neapels – Sanità –, wo sich aus der griechisch-römischen Zeit Friedhöfe und Katakomben befinden. Trotz seiner weit zurückreichenden Geschichte entwickelte Sanitá sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem der ärmsten Viertel Neapels. Dennoch hat es sein kulturelles Erbe bewahrt, darunter viele Kirchen, die jedoch oft geschlossen sind und sich in einem Zustand des Verfalls befinden. Es gibt vier Kirchengemeinden im Viertel und mehr als dreißig Kirchen und Kapellen in verschiedenen Besitzverhältnissen. Seit 2001 ist ein Teil des umfangreichen religiösen Kulturerbes des Viertels in ein strategisches Umnutzungsprojekt eingebunden, das mit den Katakomben und der Wiedereröffnung und Wiederverwendung eines Teils der Kirchen des Viertels in einem hybriden Schlüssel (der die kultische Nutzung mit kulturellen Aktivitäten und der Unterstützung der schwächeren Segmente des sozialen Gefüges des Viertels verbindet) begann. Es setzte Prozesse der städtischen und sozialen Erneuerung in Gang, die sich vor allem auf die Jugendlichen des Viertels auswirken. Sie engagieren sich heute in sozialen Genossenschaften, die sich wiederum um das wieder ins Spiel gebrachte religiöse Erbe kümmern.

 

Die zweite Fallstudie behandelt das Projekt „Museo Diocesano Diffuso“, das vorsieht, die derzeitigen Räumlichkeiten des Diözesanmuseums von Neapel zu erweitern, indem einige seiner Kunstwerke in die Kirchen zurückgebracht werden, für die sie geschaffen wurden, und so außergewöhnliche Orte, die derzeit im Schatten stehen, wieder sichtbar gemacht werden. Ziel des Netzwerks, das das Museo Diffuso gestalten wird, ist es, die Kirchen als Häuser der Gemeinschaft, als Orte der Begegnung, der Teilhabe und der Inklusion zu beleben. Die Kirchen des Museo Diocesano Diffuso werden nicht nur Orte der Anbetung sein, sondern auch Laboratorien für Innovationen im Umgang mit dem kulturellen Erbe, um eine bewusste Gemeinschaft des Erbes zu schaffen. Die Erzdiözese Neapel wird junge Menschen, vor allem die schwächsten, ausbilden, um sie zu Wächtern, Pflegern und Betreuern von mindestens zehn monumentalen Kirchen, einschließlich der Kathedrale, zu machen. Bei den für das Museo Diocesano Diffuso ausgewählten Komplexen handelt es sich hauptsächlich um monumentale Kirchen, die geschlossen sind oder kurz vor der Schließung stehen. Es handelt sich um eine vorläufige Zusammenstellung, die noch umgesetzt werden soll.

 

Das im April 2024 zwischen der Erzdiözese und der Region Kampanien unterzeichnete Protokoll wird dazu beitragen, das Projekt und seine grundlegenden Prinzipien zu unterstützen: Unentgeltlichkeit und Subsidiarität. Um die Nachhaltigkeit des Projekts im Laufe der Zeit zu gewährleisten, wird die ETS-Abteilung der Erzdiözese die Gründung einer Stiftung für Volksbeteiligung unterstützen, deren Mission darin besteht, Arbeitsplätze für etwa siebzig junge Menschen zu schaffen, die für die Offenhaltung der derzeit meist geschlossenen Kirchen da sein werden und um die Besucher beim Genuss dieser Architekturen und ihrer Kunstwerke zu begleiten. Die Partizipationsstiftung wird auch die Aufgabe haben, die Instandhaltung der Kathedrale und der neun monumentalen Kirchen zu unterstützen, die nach einem Verwaltungsmodell ähnlich dem der Kirchenfabrik (Bauhütte) gruppiert sind. Am Ende jeder kostenlosen Führung haben die Teilnehmer die Möglichkeit, das Projekt mit einer freiwilligen Spende zu unterstützen oder Mitglied der „Fondazione di Partecipazione“ zu werden. Die Möglichkeit, sich aktiv an einem gemeinschaftlichen Veränderungsprozess zu beteiligen, wird das Zugehörigkeitsgefühl und die Identitätsbindung mit der Stadt stärken.

Übersetzung: Manuela Klauser

_SHE0031-Gesamt_Johannes Ernst.jpg
Leipzig, Heilandskirche © Johannes Ernst, Irlenbusch von Hantelmann Architekten
6_Willich_Transara.JPG
Willich-Neersen, Pfarrzentrum St. Maria © TRANSARA

Foreign Case Studies and international network: a research developed by the Department of Architecture at the University of Naples and the Diocese of Naples

The first case study concerns one of the central district of Naples, called Sanità, where cemetery areas and later catacombs had been located since the Greek-Roman period. Despite its history, in the 19th century Sanità district began its decline to become one of the most disadvantaged areas of Naples. Nevertheless, it still retains its cultural heritage including many churches, which are often closed and in a state of decay. There are four parishes in the district and more than thirty churches and chapels under different ownership regimes. Since 2001, part of the district's religious cultural heritage has been involved in a strategic reuse project: starting with the valorisation of the catacombs and the reopening and reusing in a hybrid key (combining cultic use with cultural activities to support the weaker sections of the district) of some churches, processes of urban and social regeneration are beginning, with positive effects on the neighbourhood's young people, who are involved in social cooperatives that take care of the religious heritage.

The second case study is the so-called “Museo Diocesano Diffuso Project” in which is planned to widen the existing Diocesan Museum space by returning some of its artworks to the churches where they were originally placed, and reopen extraordinary spaces that are currently in shadow. The objective of the network that will shape the new Diocesan Museum is to emphasise the role of churches as community houses, places of encounter, participation and inclusion: the involved churches will not only be places of worship, but also innovative workshop spaces aimed at generating a heritage-conscious community. The project involves ten sites, including the Cathedral and nine other monumental churches that are closed or about to be closed. This is a preliminary set, destined to be implemented.  

The protocol signed in April 2024 by the Archdiocese and the Campania Region will support the project and its key principles: gratuitousness and subsidiarity. In order to guarantee the project's sustainability over time, the ETS Branch of the Archdiocese will support the creation of a Popular Participation Foundation with the mission of supporting jobs for about seventy young people. The Archdiocese of Naples will train young people, selected mainly from the most vulnerable social groups, to make them custodians, maintenance workers and tour guides. They will be engaged in the daily opening of churches that are currently closed or occasionally open and will assist and guide visitors in their enjoyment of the churches and their artworks. The Participation Foundation will also have the task of supporting the ordinary maintenance of the Cathedral and the nine monumental churches involved in the Museo Diffuso, according to a management model similar to the ancient Fabricerie (workshop).

At the end of each free guided tour experience, participants will be able to support the project with a voluntary donation, or becoming members of the Fondazione di Partecipazione. The opportunity to actively participate in a process of community change will strengthen the sense of belonging and the identity bond with the city.

Wird geladen